Kortison

Kortison ist für viele Eltern ein Schreckenswort. Es gilt als sehr starkes Medikament mit schweren Nebenwirkungen. Eigentlich handelt es sich jedoch um ein körpereigenes Hormon, das wir zum Leben brauchen. Es ist wichtig für die Regulation von Immunreaktionen und ist deshalb ein sehr nützliches Medikament zur Kontrolle von übermäßigen Entzündungen verschiedener Ursachen. Kortison ist also nicht einfach „schlecht“. Nur ein „zu viel und zu lange“ führt zu Nebenwirkungen. Viele Krankheiten können nur dank Kortison kontrolliert werden – damit kann vielen Patienten großes Leiden ersprart werden. Die Nebenwirkungen stehen dabei im Vergleich zu den Wirkungen in keinem Verhältnis.

Was ist Kortison?

Kortison ist ein lebenswichtiges Hormon und gehört zu der Familie der Steroide. Es wird in der Nebennierenrinde produziert. Das Hormon steuert neben dem Zucker-, Fett- und Eiweisstoffwechsel auch das Immunsystem. So wird das Hormon vermehrt produkziert, wenn eine Entzündungs- oder Abwehrreaktion wieder gebremst werden soll. Wegen dieser kontrollierenden Wirkung wird auf das Immunsystem wird es auch Stresshormon bezeichnet. Kortison sorgt also entscheidend dafür, dass unser Immunsystem nicht übermäßig, aber auch nicht zu schwach arbeitet. Daher könnenKortisonpräperate als Medikamente hervorragend zur Kontrolle übermäßiger Entzündungsreaktionen beitragen.

Kortison als Medikament

Kortisonspräparate stehen seit den vierziger Jahren als Medikament zur Verfügung. Die stark entzündungshemmende Wirkung des Hormon verblüffte damals die Fachwelt und erzielte phänomenale Erfolge. Kortison wurde in der hohen Dosen und über lange Zeit verabreicht. Da dadurch das Immunsystem zu stark unterdrückt wird, folgten schon bald schwere Nebenwirkungen. Begründet auf diesen Erfahrungen besteht noch immer eine breite Skepsis gegenüberüber Kortison.
Heute sind wir jedoch viel weiter. Die Nebenwirkungen sind nach jahrelangen Erfahrungen sehr gut bekannt und treten bei korrektem Einsatz kaum auf.

Nüchtern betrachtet, ist Kortison also weder ein Wundermittel noche eine Katastrophe. Vielmehr ist es bei gezieltem Einsatz in der richtigen Dosis (nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig), ein hervorragendes Medikament.

Indikationen:

Kortison kann als Medikament überall dort eingesetzt werden, wo eine Entzündung (also Immunreaktion) gebremst werden soll. Es gibt eine ganze Reihe solcher Zustände.

Die häufigste Indikation wird bei Allergien gestellt. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem übermäßig auf eine eigentlich harmlose Fremdsubstanz, was zu verschieden Symptomen führen kann (z.B. Asthma, Heuschnupfen, Ekzeme, Nesselfieber). Wenn das Allergen nicht eruiert und ausgeschaltet werden kann, sind Kortisonpräparate ein wichtiger Baustein der Therapie.

Eine seltenere, aber schwerwiegende Gruppe von Indikationen sind die genannten Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Rheuma, Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen und viele mehr. Bei diesen Erkrankungen arbeitet das Immunsystem aus ungeklärten Gründen gegen den Körper: das ist für die Betroffenen extrem belastend.
Solche Erkrankungenk kommen auch bei Kindern schon vor und können zum Teil nur mithilfe von Kortison unter Kontrolle gebracht werden.

Ein häufiger Grund für die Verabreichung von Kortisonpräparaten bei Kindern ist auch der berühmte Pseudokrupp. Es handelt sich dabei um eine übermäßige Entzündung und Schwellung der Halsweichteile, die bei einigen Kleinkindern durch eine „gewöhnliche“ Erkältung ausgelöst wird. In diesen Situationen führt Kortison rasch zu einer Abschwellung der Halsweichteil und damit zur Beruhigung.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl seltener Indikationen.

Um je nach Indikation eine möglichst gezielte Therapie anbieten zu können, stehen Kortisonpräperate heute in verschiedenen Formen zur Verfügung. So gibt es „systemisch“ wirksame Formen (Injektionen, Tabletten, Tropfen) aber auch „lokal“ wirksame Präparate (Nasensprays, Inhalationssprays-/pulver, Salben oder Cremes, Augentropfen, usw.). Die lokal wirksamen Präparate sind heute zudem so hergestell, dass sie vom Körper kaum mehr aufgenommen werden. Dies ist wichtig, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Nebenwirkungen:

Bei jedem wirksamen Medikament können auch Nebenwirkungen auftreten. Man unterscheidet zwischen „systemischen“ – fern vom Einwirkungsort – und „lokalen“ Nebenwirkungen. Lokale Nebenwirkungen sind zum Beispiel dier Verdünnung der Haut bei der langfristigen Anwendung von Salben oder das Auftreten von Heiserkeint und Pilzen im Mund bei der Inhalation von Kortison. Systemische Nebenwirkungen treten praktische nur bei langdauernden und hochdosierten, systemischen Therapie (also mit Injektionen, Tabletten oder Tropfen) auf. Gewichtszunahme, Begünstigung von Diabetis, Osteoporose, Wachstumsverzögerung bei Kindern (was nach absetzen wieder aufgeholt wird) und Schwächung der Infektionsabwehr. Außerdem können schwerwiegende Probleme auftreten, wenn eine Therapie plötzlich abgesetzt wird. Setzen Sie eine Kortisonstherapie deshalb nie ohne Rücksprache mit ihrem Arzt ab.

Bei der gezielten und möglichst kurz dauernden Verabreichung von Kortison treten Nebenwirkungen jedoch praktisch nicht auf. Halten Sie sich bitte genau an die Anweisungen Ihres Arztes und fragen Sie ihn, wenn Sie den Eindruck haben, das Medikament habe nicht den gewünschten Effekt oder verursache Nebenwirkungen. Bei korrekter Anwendung ist Kortison für viele Patienten nach wie vor ein sehr erfolgreiches Medikament.